Handeln in der Krise: Was Führungskräfte jetzt brauchen
Als Executive Coach und Sparringspartner für Führungskräfte erlebe ich diese Dynamik gerade in Unternehmen. Doch wie gehen Sie als Führungskraft in diesen herausfordernden Zeiten am besten mit dieser Unsicherheit um? Und was können Sie tun, damit Sie selbst zuversichtlich bleiben können, auch wenn eine Hiobsbotschaft die nächste jagt und Ihr Team stabil ist und mitzieht? Die folgenden sechs Ansätze haben sich in meiner Arbeit mit Führungskräften in Krisensituationen bewährt:
1. Akzeptanz statt Verdrängung: Die Realität anerkennen
Unsicherheit und Veränderungen sind aktuell die neue Normalität. So schwer es auch fällt: Akzeptieren Sie, dass Sie nicht alles kontrollieren können. Ein bewusster Schritt ist es, zu sagen: „Ja, die Situation ist schwierig, aber welche Teile kann ich beeinflussen.“
Tipp: Machen Sie eine Bestandsaufnahme:
Beeinflussbar:
Interne Kommunikation
Teamorganisation
Eigene Führungshaltung
Nicht beeinflussbar:
Globale wirtschaftliche Entwicklungen
Entscheidungen externer Partner
Politische Rahmenbedingungen
2. Eigene Resilienz stärken: die Basis für wirksame Führung
Wer selbst „auf dem Zahnfleisch kriecht“, kann sein Team und die anderen Stakeholder nur bedingt sicher durch Turbulenzen führen. Deshalb ist es jetzt noch wichtiger, gut für sich selbst zu sorgen: Pausen einhalten, Grenzen setzen und ganz bewusst Erholung oder Routinen, die einem gut tun, schaffen.
- Atempausen: Kurze, gezielte Auszeiten – seien es ein paar Minuten tief durchatmen oder ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft – wirken sofort stressregulierend.
- Bewegung: Sport, Yoga oder ein bewusster Spaziergang nach Feierabend helfen, Stresshormone abzubauen und Körper und Geist zu stärken.
- Mentale Hygiene: Mit Meditation, Achtsamkeitsübungen oder Coaching können Sie Gedankenkarusselle stoppen und Klarheit schaffen. Auch hilft es, die Informationsflut an Nachrichten aus aller Welt zu regulieren. Einmal am Tag Nachrichten schauen, reicht, um die wichtigsten Informationen mitzubekommen.
3. Kommunikation: Klare Worte statt Raum für Spekulationen
Unsicherheit führt schnell zu Spekulationen und Ängsten. Je weniger Ihre Mitarbeitenden eingebunden sind, desto eher entwickeln sie eigene, oft negative Szenarien. Setzen Sie deswegen auf eine klare, regelmäßige und menschliche Kommunikation.
- Ehrlichkeit: Teilen Sie Informationen, soweit sie gesichert und kommunizierbar sind. Erklären Sie, wenn Entscheidungsprozesse gerade laufen und nicht final sind.
- Offenes Ohr: Laden Sie Ihr Team aktiv dazu ein, Fragen zu stellen und Sorgen zu äußern. Auch wenn Sie nicht immer Antworten parat haben, fördert das die Vertrauensbasis.
4. Risiken managen, nicht vermeiden
Handeln in schwierigen Zeiten kann mit Risiken verbunden sein. Doch das schlimmste Risiko ist oft, gar nichts zu tun – aus Angst vor Fehlern oder einer noch schlimmeren Situation. Entscheidend ist, Risiken bewusst zu analysieren und zu steuern, anstatt sie zu vermeiden. Auch die Szenariotechnik kann zu mehr Klarheit im Hinblick auf die Risiken führen.
Tipp: Entwickeln Sie ein Risikomanagement für Ihre Handlungen: Was könnte schiefgehen und wie lassen sich potenzielle Risiken minimieren? Gleichzeitig sollten Sie sich klarmachen, dass eine gewissenhafte Risikoabwägung oft besser ist als der Verzicht auf Handeln aus Unsicherheit.
5. Klar Prioritäten setzen mit kurzen Planungshorizonten
In volatilen Zeiten ist ein „Masterplan“ über mehrere Jahre oft nicht mehr realistisch. Vielmehr brauchen Sie ein agiles Vorgehen und kurzfristig überprüfbare Ziele.
- Kurzzyklische Planung: Setzen Sie Meilensteine für wenige Wochen oder Monate. So kann Ihr Team schneller reagieren, falls sich Rahmenbedingungen ändern.
- Prioritäten bündeln: Legen Sie fest, was wirklich wichtig ist, und fokussieren Sie Ihre Energie darauf. Weniger relevante Aufgaben dürfen bewusst auf Eis liegen bleiben oder anders priorisiert werden.
6. Netzwerke nutzen: Support holen
Gerade in turbulenten Phasen fühlen sich viele Führungskräfte allein mit ihren Entscheidungen. Suchen Sie deshalb gezielt den Austausch – mit Kollegen, Mentoren oder einem Coach. Ein Perspektivwechsel ist oft sehr hilfreich ebenso wie die Erkenntnis, dass andere auch mit diesen Herausforderungen zu kämpfen haben.
- Peer Groups: Vernetzen Sie sich mit anderen Führungskräften, die ähnliche Herausforderungen meistern. Der Blick von außen hilft, eigene blinde Flecken zu entdecken.
- Coaching & Sparring: Ein neutraler Sparringspartner kann Sie dabei unterstützen, Handlungsmöglichkeiten klarer zu sehen, schwierige Entscheidungen zu treffen und Selbstreflexion zu fördern.
Ins Handeln kommen statt in der Schockstarre verharren
Vollständige Akzeptanz der Situation, fokussierte Beschäftigung damit, was in Ihrem Verantwortungsbereich vorangetrieben werden kann – das sind die Schlüssel zum Erfolg in Krisenzeiten. Unabhängig von der Situation im Außen oder im Unternehmen gilt: Ins TUN kommen und nicht in der Schockstarre verharren. Sorgen Sie gut für sich selbst, um die Kraft zu haben, Ihrem Team Sicherheit zu geben. Überzeugen Sie andere Stakeholder, dass Handeln auch im Risiko ein Momentum erzeugt und sicherlich wichtiger ist, als in Schockstarre zu bleiben.